Personalmanagement für Kitas

Erzieherinnen benötigen Management-Qualifikationen

Längere und flexible Öffnungszeiten, verstärkte Bildungsarbeit und neue Qualitätskonzepte sorgen in deutschen Kindertageseinrichtungen (Kita) zurzeit für erheblichen Veränderungsdruck. Die Erzieherinnen benötigen Management-Qualifikationen, um wechselnden Betreuungsbedarf, Dienstplanorganisation, Bildungsauftrag und Finanzverwaltung zu koordinieren – und vor allem brauchen sie dafür eine professionelle Unterstützung ihres Trägers. Das zeigen aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

„Es mangelt noch oft an einer entsprechend vorausschauenden Personal- und Organisationsentwicklung durch die Träger. Und die Fördersysteme der Bundesländer berücksichtigen zu wenige Verfügungszeiten für die zusätzlichen Aufgaben", stellt Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Leiterin der IAQ-Forschungsabteilung „Bildung und Erziehung im Strukturwandel", fest. Die IAQ-Wissenschaftlerinnen untersuchten im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung Beschäftigungsverhältnisse, Organisationsentwicklung und Personalwirtschaft in der institutionellen Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Brandenburg *.

Zur Stärkung der Bildungsarbeit in den Einrichtungen wurden in allen Ländern in den vergangenen Jahren Leitlinien verabschiedet. Trotz unterschiedlicher Ausgestaltung erhalten die Erzieherinnen damit professionelle Instrumente für ihre Arbeit, etwa durch Vorgaben für die schriftliche Dokumentation der Bildungsprozesse der einzelnen Kinder oder durch Handreichungen für die Gestaltung der Bildungsarbeit. „Ein entscheidender Engpassfaktor für die Umsetzung besteht – in allen drei Ländern – im Mangel an zeitlichen Spielräumen, in denen Bildungsprojekte vorbereitet und schriftliche Arbeiten erledigt werden können", so Dr. Sybille Stöbe-Blossey.

Bei steigender Flexibilisierung der Öffnungszeiten werden Managementkonzepte u. a. für die Dienstplangestaltung immer wichtiger. Drei Viertel der in Brandenburg befragten Kindertagesstätten arbeiten bereits mit partizipativ gestalteten Jahresarbeitszeitkonten, die durchweg positiv angenommen werden, weil Mehrarbeit und Zeitausgleich im Team festgelegt werden und sich so die Arbeit insgesamt besser und weniger individuell belastend organisieren lässt. Neue Arbeitszeitregelungen, mit denen eventuelle Zeitkonflikte konstruktiv gelöst werden könnten, werden in den anderen Ländern noch kaum eingesetzt. Ähnliche Probleme zeigen sich bei der kindbezogenen Finanzierung und Abrechnung individueller Betreuungszeiten. Fehlt es hier an kompetenter Unterstützung durch den Träger, ist die Entwicklung für die Einrichtung kaum zu bewältigen und geht auf Kosten der Beschäftigten, zeigen die Untersuchungen.

Besondere Bedeutung messen die IAQ-Forscherinnen der hohen Motivation der Beschäftigten zur Weiterqualifizierung bei. Diese müsste viel stärker genutzt werden, wenn die hohen Ansprüche an die Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung umgesetzt werden sollen. Dabei dürfe die Fortbildung weniger an die Privatinitiative der Einzelnen geknüpft sein. Eine zwischen Land, Kommunen, Trägern und Fachhochschulen koordinierte „Fortbildungsoffensive" könnte in relativ kurzer Zeit – und vergleichsweise kostengünstig – zu einer deutlichen Anhebung des Qualifikationsniveaus in der Kindertagesbetreuung führen.

* Karin Altgeld / Elke Katharina Klaudy / Sybille Stöbe-Blossey: Kindertageseinrichtungen im Wandel: Anforderungen an eine mitarbeiterorientierte Organisationsentwicklung

Weitere Informationen: Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Fon: 02 09/1 70 71 30, eMail: sybille.stoebe-blossey@uni-due.de; Karin Altgeld, Fon: 02 09/1 70 72 83, eMail: karin.altgeld@uni-due.de, Katharina Klaudy, Fon: 02 09/1 70 71 69, eMail: katharina.klaudy@uni-due.de

Claudia Braczko

!
 <<