„Kultusminister müssen mehr Ehrgeiz entwickeln, um Chancengleichheit zu verbessern“

Erste Reaktion der Bildungsgewerkschaft auf die Veröffentlichung der Schulleistungsstudie PISA: Verantwortliche haben Migrantenkinder hängen lassen

„Mehr Anstrengung und Ehrgeiz zur Verbesserung der Chancengleichheit" hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) von den Kultusministern verlangt. „Chancengleichheit gehört ins Zentrum der Schulpolitik", erklärte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer am 4. Dezember in einer ersten Reaktion auf die Veröffentlichung der Schulleistungsstudie PISA in Berlin.

Sie warf den schulpolitisch Verantwortlichen vor, diese hätten seit PISA 2000 sechs Jahre verstreichen lassen, ohne dass sich für Migrantenkinder irgendetwas zum Besseren gewendet hat. „Weltspitze bei der doppelten Benachteiligung der jungen Migrantinnen und Migranten zu sein – das sollte den Kultusministern eigentlich die Schamröte ins Gesicht treiben", sagte die GEW-Vize.

Demmer zeigte sich erfreut, dass Deutschlands 15-Jährige wenigstens in den Naturwissenschaften über dem OECD-Durchschnitt lägen. Es wirke jedoch „ziemlich befremdlich", wie „selbstzufrieden und selbstgenügsam" Kultusministerkonferenz (KMK) und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) diese Verbesserung feiern. „Im Fußball hätte man den Trainer bei einem solchen Schneckentempo in der Leistungsentwicklung längst entlassen", betonte Demmer unter Hinweis auf die Stagnation in der Lese- und bei der Mathematik-Kompetenz der Schüler/innen.

In Fragen der Chancengleichheit und der Kompensation von Benachteiligungen würden die Lehrerinnen und Lehrer vor allem an Gesamt-, Haupt- und Sonderschulen mit der Vielzahl der Probleme völlig allein gelassen. Weder der Ausbau von Ganztagseinrichtungen komme zügig voran, noch bekämen die Lehrkräfte flächendeckend die „dringend nötige Fortbildung und Unterstützung bei der Sprachförderung".

Die GEW-Vize ist überzeugt, dass „wirkliche Fortschritte" in Sachen Chancengleichheit nur durch den Abschied vom traditionellen Schulsystem und der frühen Selektion erreicht werden könnten: „Wir brauchen eine gemeinsame Schule für alle Kinder bis zum Ende der Pflichtschulzeit. Daran ändern auch die beschwörenden Worte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über die angeblichen Vorzüge des derzeitigen Schulsystems sowie die Schmutz- und Verdummungskampagnen der konservativen Hilfstruppen nichts."

Als „sehr hilfreich" bezeichnete die GEW-Vize die Aussagen der PISA-Studie, dass private nicht besser als öffentliche Schulen seien. Öffentliche Schulen hätten sogar einen Leistungsvorsprung, wenn die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft berücksichtigt werde. „Der Chancengleichheit würde ein Bärendienst erwiesen, wenn in Deutschland immer mehr bildungsinteressierte Eltern auf Privatschulen ausweichen", unterstrich Demmer.

Weitere Informationen: Ulf Rödde, GEW-Hauptvorstand, Pressesprecher und verantw. Redakteur „E&W", Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt/Main, Fon: 069 78973114, Fax: 069 78973202, Web: www.gew.de

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