Berliner Erklärung

… für die Umsetzung der mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Kinder- und Jugendbildung
Ausgehend von einer Fachtagung des Projektes „KONTEXIS“ (KONzepte der TEchnik in der PraXISder Jugendhilfe bundesweit verbreiten) des Berliner Technischen Jugendbildungs- und Freizeitvereins (tjfbw) e. V. im September 2008 sollen junge Menschen verstärkt Zugang zu umfassender mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Bildung erhalten.

Berliner Erklärung

für die Umsetzung der mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Kinder- und Jugendbildung

 

• Jeder junge Mensch soll Zugang zu umfassender mathematischer und naturwissenschaftlich- technischer Bildung haben, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft. Monoedukative Angebote ausschließlich für Mädchen bieten besondere Chancen und dürfen nicht fehlen, wenn das Ziel erreicht werden soll, Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu gewinnen. Zu berücksichtigen ist auch der Zugang in ländlichen Gebieten.

• Die kontinuierliche Förderung mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Bildung muss so früh wie möglich beginnen und von der frühkindlichen Bildung, über Kita, Schule, die außerschulischen Bildungs- und Freizeitangebote bis hin zu den Ausbildungseinrichtungen er- folgen. Dabei müssen die Bildungsangebote auch im Sinne gelingender Übergänge durchgängig ausgestaltet und transparent sein.

• Eine kontinuierliche Förderung mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Bildung für Kinder und Jugendliche braucht die Zusammenarbeit und Abstimmung von Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen, Politik und Wirtschaft.

Dabei muss die Jugendhilfe ihren spezifischen Beitrag leisten. Mathematische und naturwis- senschaftlich-technische Bildungsarbeit soll als inhaltlicher Schwerpunkt auch Bestandteil kommunaler Bildungslandschaften sein.

• Eine kontinuierliche Förderung mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Kinder- und Jugendbildung hat die Familien und deren Kompetenzen einzubeziehen.

• Eine kontinuierliche Bildungsarbeit im mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Bereich für Kinder und Jugendliche setzt ausdifferenzierte, die individuellen Entwicklungsstände berücksichtigende, Angebote voraus. Dabei müssen Alter, Geschlecht, Behinderungen, kultu- relle und soziale Kontexte sowie Interessen und Neigungen berücksichtigt werden.

• Eine kontinuierliche Bildungsarbeit im mathematischen und naturwis-senschaftlich-technischen Bereich für Kinder und Jugendliche braucht lernortorientierte und lebensweltbezogene Bildungskonzepte.

• Um die Kontinuität einer mathematischen und naturwissenschaftlich-technischen Bildung von Kindern und Jugendlichen zu sichern, werden finanzielle, sächliche und personelle Ressourcen benötigt. Was die finanziellen und sächlichen Ressourcen betrifft, muss beachtet werden, dass mathematische und naturwissenschaftlich-technische Kinder- und Jugendbildung mit ihren bildungspraktischen Angeboten auf diese Ausstattung angewiesen ist und deshalb eine im Kinder- und Jugendplan des Bundes sowie in den Förderplänen der Länder abgesicherte Grund- finanzierung benötigt. Dabei soll die Bereitstellung finanzieller Ressourcen auch eine Nutzung anregender außerschulischer Bildungsorte (Schülerlabore, Science-Center etc.) im lokalen Umfeld für Kinder aller Schichten ermöglichen. Für die Bereitstellung personeller Ressourcen gilt, dass die Kontinuität von Bildung auch die Kontinuität von Personal benötigt.

• Für die Bereitstellung entsprechender personeller Ressourcen ist es erforderlich, dass Mathematik, Naturwissenschaft und Technik in der Ausbildung des pädagogischen Fachpersonals stärkere Berücksichtigung finden. Insgesamt soll die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung von Fachpersonal ein fester Bestandteil der beruflichen Tätigkeit sein.

• Die Förderung mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Kinder- und Jugend-bildung ist nur erfolgreich möglich, wenn die Jugendhilfe ihre Bildungsthemen und -angebote so gestaltet, dass sich Ansatzpunkte für eine Anknüpfung mathematischer und natur-wissenschaftlich-technischer Inhalte ergeben.

• Für die kontinuierliche Förderung mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Kinder- und Jugendbildung müssen Qualitätsstandards entwickelt werden. Damit werden die Einrichtungen der Jugendhilfe in die Lage versetzt, die Qualität ihrer Angebote überprüfen zu können, so die Qualität ihrer Angebote zu gewährleisten sowie den potenziellen Nutzerinnen und Nutzern solcher Angebote eine verbindliche Orientierung zu bieten.

• Insbesondere in der Jugendhilfe soll bedacht werden, dass durch den informellen und bildungspraktischen Charakter außerschulischer mathematischer und naturwissenschaftlich-technischer Angebote, dieser Bildungsinhalt nicht notwendig das alleinige Ziel sein muss, sondern gleichzeitig auch ein Ansatz ist, sozialpädagogische Anliegen zu transportieren und darüber hinaus Kompetenzen zu fördern, die zur Stärkung von Zivilgesellschaft und Partizipation beitragen.

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