Auftakt von Lebenswelt Schule

Modellprogramm zur Entwicklung lokaler Bildungslandschaften

Alle Kinder entsprechend ihrer Potenziale zu fördern, keines zurückzulassen und trotz wechselnder zuständiger Institutionen jedes kontinuierlich zu begleiten – wie soll das gehen? Lebenswelt Schule – Vernetzung lokaler Akteure und Ressourcen zur individuellen Förderung von Kindern, das neue Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und der Jacobs Foundation, möchte darauf Antworten geben. In Anwesenheit von Vertreter/inne/n der drei am Modellprogramm beteiligten Regionen ist Lebenswelt Schule am 21. September in Berlin gestartet.

Lebenswelt Schule unterstützt die Regionen dabei, lokale Bildungslandschaften aufzubauen. Ausgehend von den Schulen entwickeln sie dafür die verschiedenen Bildungsangebote vor Ort so weiter, dass sie ineinander greifen und Synergien sinnvoll ausgeschöpft werden. Ob Kitas, Schulen, freie Bildungsträger, Kommunen oder Unternehmen – erprobt werden Kooperationsmodelle, die alle am Bildungsprozess Beteiligten gut zusammenarbeiten lassen. Dazu gehört auch, dass die finanziellen und personellen Ressourcen möglichst gemeinsam genutzt werden. Ziel ist es, auf diese Weise Kinder und Jugendliche zwischen drei und 15 Jahren beständig und bestmöglich individuell fördern zu können. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Bildungsübergängen von der Elementarbildung zur Grundschule beziehungsweise von dieser zur weiterführenden Schule.

Die drei Modellregionen erhalten für ihre Arbeit eine finanzielle Förderung von je 100.000 Euro. Außerdem werden sie über drei Jahre hinweg durch Qualifizierung, eine professionelle Prozessmoderation, Netzwerktreffen und eine externe Evaluation bei ihrem Vorhaben begleitet. Insgesamt stellt die Jacobs Foundation rund 1,25 Millionen Euro für die Durchführung des Modellprogramms zur Verfügung.

Modellregionen und Vorhaben

Aus dreizehn Bewerbungen um eine Förderung wurden die drei Modellregionen ausgewählt. Eine vierte Kommune hat ein förderungswürdiges Konzept eingereicht, das derzeit weiter konkretisiert wird. Es ist geplant, auch diese in das Programm aufzunehmen.

Folgende Regionen stehen mit ihren Projekten als Programmteilnehmer fest:

· Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) – „Porta Technikum“: Als Signal gegen die hohe Schulabbrecherquote im Salzlandkreis richtet die Stadt Bernburg eine ganzheitlich angelegte, praxisorientierte Gesamtschule ein. Sie wird eng mit den Grundschulen vor Ort kooperieren und ein Unterstützungsnetzwerk (Porta Technikum) aufbauen, dem auch viele Unternehmen angehören.

· Weinheim (Baden-Württemberg) – „Individuelle Lernweggestaltung am Übergang Kita – Grundschule“: Weinheim möchte die Kooperation zwischen Kitas und Grundschulen verbessern, um so die Bedürfnisse der Kinder noch besser berücksichtigen zu können. Dafür sollen zum Beispiel Kompetenzportfolios als „Logbücher“ der Entwicklung jedes einzelnen Kindes eingeführt werden. Von dieser Idee profitieren alle Kinder, insbesondere aber jene mit Migrationshintergrund.

· Weiterstadt (Hessen) – „Bildung aus einer Hand – Lokales Bildungsnetzwerk Weiterstadt“: Weiterstadt entwickelt neue Bildungskonzepte, mit denen die Kompetenzen- und Wissensvermittlung sowie das soziale Lernen gleichermaßen gefördert werden können. Dabei ist auch die Beteiligung der Eltern ein wichtiges Thema: Sie sollen in die Planungen einbezogen werden und direkt an Projekten mitwirken, zum Beispiel beim Ausbau von Kindertagesstätten zu Familienzentren.

Nicht nur die ausgewählten Regionen profitieren von Lebenswelt Schule: Erklärtes Ziel ist, die Ideen, Erfahrungen und Kooperationsmodelle zu dokumentieren. Auf der Internetseite www.lebenswelt-schule.net finden demnächst alle, die ebenfalls an einer lokalen Bildungslandschaft arbeiten, entsprechende Informationen.

Von geteilten Zuständigkeiten zu einer gemeinsamen Verantwortung

Das Programm Lebenswelt Schule trägt der Erkenntnis Rechnung, dass bei der Ausbildung von jungen Menschen nicht in geteilten Zuständigkeiten gedacht werden kann. „Deshalb erproben die Regionen hier Möglichkeiten, die eine gemeinsame Verantwortungsübernahme zulassen. Schulen haben dabei eine Schlüsselrolle: Ihre Öffnung ist Voraussetzung für den Aufbau eines Netzwerkes, das sich für Kinder und Jugendliche in der Verantwortung sieht“, erläutert Dr. Bernd Ebersold, Geschäftsführer der Jacobs Foundation, den Ansatz des Programms.

Zu einem gemeinsamen Handeln anzustiften, ist auch deshalb notwendig, damit auf Herausforderungen reagiert werden kann, vor denen das deutsche Bildungssystem steht. „Schulmisserfolgsbiographien, frühkindliche Bildung, kulturelle Unterschiede der Kinder – all dies nimmt Lebenswelt Schule in den Blick. Statt nur darüber zu diskutieren, gestattet das Konzept lokaler Bildungslandschaften, diese Themen ernsthaft und konkret mit allen Beteiligten anzugehen. In den drei Regionen wird sich einiges – hoffentlich vieles – bewegen“, sagt Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Kontakt für Fragen zum Programm und den einzelnen Modellregionen: Peter Bleckmann, Fon: 0 30/25 76 76 40, Fax: 0 30/25 76 76 10, eMail peter.bleckmann@dkjs.de

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