Die wirklich alarmierenden Nachrichten

Fachkräftemangel in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik
Im Industrieland Deutschland gibt es weniger junge Absolvent/inn/en der Ingenieurwissenschaften und der Informatik als zum Ausgleich für das Ausscheiden der Älteren nötig sind. 4ING fordert ein sowohl auf Quantität als auch auf Qualität gerichtetes Aktionsprogramm. Hierbei müssen kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen unterschieden werden.
Derzeit wird täglich über den Fachkräftemangel in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik berichtet. So benennt eine Studie des VDI 50.000 fehlende Ingenieure, BITKOM spricht von 20.000 fehlenden Informatikern und Informationstechnikern.

Die Situation wird sich lt. der kürzlich erschienenen OECD-Studie 2007 noch wesentlich verschärfen: Deutschland leistet sich als einziges größeres Hochlohn- und Industrieland, dass es deutlich weniger junge Absolventen der Ingenieurwissenschaften und der Informatik gibt, als allein zum Ausgleich für das Ausscheiden der Älteren aus dem Berufsleben benötigt werden. Der obige Fachkräftemangel wird sich somit noch verschärfen!

Dabei lebt das Hochlohn- und Exportland Deutschland in besonderem Maße von der Innovativität seiner technischen Produkte. Wegen des ebenfalls anstehenden Demografie-Problems – zu wenige junge für vorhandene ältere Menschen – müssen die jungen Ingenieure und Informatiker darüber hinaus noch besonders produktiv arbeiten.

4ING fordert ein auf Quantität (auf Erhöhung der Zahl der Studierenden) als auch auf Qualität (wo sind wir stark, was müssen wir insbesondere fördern?) gerichtetes Aktionsprogramm für die Ingenieurwissenschaften und die Informatik. Hierbei müssen kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen unterschieden werden.

Kurzfristige Maßnahmen sind etwa ein gezielter Ausbau der Ingenieurfächer durch Finanzierung weiterer Studienplätze an Universitäten und eine Qualitätsoffensive durch Studieneingangskontrollen und Maßnahmen zur Verminderung der Abbrecherzahlen. Der wachsende Anteil der ausländischen Studierenden und Absolventen in Deutschland muss auch dazu genutzt werden, den Fachkräftemangel zu mildern.

Mittelfristig ist der Anteil der Frauen in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik zu erhöhen. Wir können es uns auf Dauer nicht
leisten, auf ihre Kreativität zu verzichten. Ebenso ist die Rolle der Ingenieurdisziplinen als Berufsperspektive für soziale Aufsteiger wieder herzustellen.

Langfristig ist das Bild von Technik in der Öffentlichkeit und in den Medien attraktiver zu gestalten. Durchgängig durch alle Schulformen muss der Unterricht in Mathematik, Informatik und Technik verbessert werden.

Es gibt auch gute Nachrichten: Deutschland ist immer noch ein Land, in dem der Anteil vertieft ausgebildeter Ingenieure und Informatiker (demnächst Master) höher ist als anderswo. Das gleiche gilt für promovierte Ingenieure und Informatiker, die in erster Linie in die Industrie gehen. Diese Positionen gilt es zu halten. Keine Lösung ist die Erhöhung der „Akademiker“-Quote durch mehr
Bachelors zu Lasten der Master und Promovierten, womöglich noch in Disziplinen ohne Arbeitsplatzangebot. Dieses würde das Technologieland Deutschland nachhaltig schädigen.

Die meisten aktuellen Diskussionsbeiträge als Reaktion auf die OECD-Studie wärmen bildungspolitische Schlachten von gestern und vorgestern wieder auf. Stattdessen ist jetzt eine sachliche Diskussion mit gezielten und dringlichen Aktionen erforderlich!

Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Manfred Nagl, Vorsitzender des Dachvereins „Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten" (4ING) e. V., Ahornstr. 55, 52074 Aachen, Fon: 02 41/8 02 13 01, eMail: nagl@i3.informatik.rwth-aachen.de, Web: www.4ing.net
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